Was ist Ergotherapie?

Im Zentrum der Ergotherapie steht die Handlungsfähigkeit, denn das Durchführen von bedeutungsvollen Tätigkeiten ist ein menschliches Grundbedürfnis, wodurch Selbstwirksamkeit erlebt werden kann. Ziel der Ergotherapie ist es, Menschen bei der Durchführung von für sie Bedeutungsvollen Tätigkeiten und Aktivitäten zu unterstützen. Verlorengegangene Funktionen sollen bestmöglich wieder hergestellt oder erhalten bzw. Schmerzen reduziert werden. Dadurch kann die Handlungsfähigkeit im Alltag, die gesellschaftliche Teilhabe, als auch die Lebensqualität und -zufriedenheit wieder verbessert werden.

Ergotherapie vs. Physiotherapie

Der wohl größte Unterschied zwischen den beiden Disziplinen liegt im Clinical Reasoning (das sind die Gedankenvorgänge und die Entscheidungsfindung während des therapeutischen Handelns), da die Ergotherapie einen handlungsorientierten Ansatz und die Physiotherapie einen funktionsorientierten Ansatz verfolgt. Somit ist die Zielsetzung eine andere.
Die Physiotherapie behandelt gestörte körperliche Funktionen, während sich die Ergotherapie darüberhinaus auch psychischen, wahrnehmungszentrierten oder kognitiven Problematiken zuwendet.
Sind Klient*innen rein körperlich (z.B. bei Verletzungen der Schulter oder der Hand) eingeschränkt, überschneiden sich die beiden Fachbereiche häufig, da ein Problem der Handlungsfähigkeit in diesem Fall physiologische Ursachen hat.
Somit hat jeder Beruf seine individuelle Vorgehensweise, um für den*die Klient*in bestmögliche Ziele zu erreichen.

Wann ist Ergotherapie sinnvoll?

Ergotherapie kann bei verschiedenen Beeinträchtigungen der Selbstständigkeit und Handlungsfähigkeit sinnvoll sein, z.B. bei neurologischen, psychiatrischen, oder orthopädischen Erkrankungen sowie nach Verletzungen oder Operationen. Eine frühzeitige Therapie kann dabei helfen, Folgeerkrankungen zu vermeiden und die Wiederherstellung der Selbstständigkeit zu beschleunigen. Bei Verdacht auf eine Beeinträchtigung sollte daher frühzeitig ein Arzt/ eine Ärztin und ein/e Ergotherapeut*in konsultiert werden.

Geschichte und Besonderheiten der Ergotherapie

Der Beruf Ergotherapie entstand zu Beginn des 20.Jahrhunderts in den USA und wurde von unterschiedlichen Berufsgruppen wie Ärzten, Sozialarbeitern, Krankenschwestern, Künstlern, Handwerkslehrern und Architekten unabhängig voneinander entwickelt.

Daher beruht Ergotherapie auf (arbeits-)medizinischer, sozialwissenschaftlicher und handlungsorientierter Grundlage.

Die Ergotherapie ist daher vor allem in englischsprachigen Ländern (wie z.B. USA, Kanada, England, Australien) bereits weit verbreitet und ein wesentlicher Bestandteil der medizinisch-technischen Berufe, welcher in der Akutbehandlung, in der Rehabilitation, als auch bei der Gesundheitsförderung und Prävention nicht mehr wegzudenken ist.

Da die Ergotherapie erst nach dem zweiten Weltkrieg als eigenständige Berufsbezeichnung in Deutschland und Österreich anerkannt wurde, zählt sie hier bei uns zu einem sehr „jungen“ Beruf.

Seither gewinnt die Ergotherapie jedoch immer mehr an Bedeutung, denn sie ist die einzige Disziplin, welche sich auf die Handlungsfähigkeit des Menschen fokussiert. Neben der funktionellen Behandlung, wird ebenso ein Schwerpunkt auf die (wieder) zufriedenstellende Durchführung von bedeutungsvollen Tätigkeiten gelegt.

Hierbei wird die persönliche Umwelt der Person, als auch psychologische und sozio-kulturelle Aspekte miteinbezogen.

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